Nachdem sich die Regierung dem Druck der Öffentlichkeit, der Ärzteschaft und sogar einiger ihrer eigenen Parteien beugte, soll Cannabis als Arznei zugelassen werden.
Das Innenministerium hat angekündigt, dass ab Herbst die Ärzte Marihuana-Medikamente verschreiben können. Der Innenminister, Sajid Javid, sagte: "Nach den Ratschlägen zweier unabhängiger Berater habe ich die Entscheidung getroffen, Cannabis-basierte Arzneimittel neu aufzustellen - was bedeutet, dass sie nun verschreibungspflichtig sind". "Dies wird Patienten mit einem außergewöhnlichen klinischen Bedarf helfen", fügte er hinzu.
In seiner Erklärung räumte Javid ein, dass "die jüngsten Fälle, in denen es um kranke Kinder ging, mir klar machten, dass unsere Einstellung zu Cannabis-bezogenen Arzneimitteln nicht zufriedenstellend war". Die Forderung nach einer Änderung der britischen Arzneimittelgesetze wurde letzten Monat durch den Fall von Billy Caldwell, einem schwer an Epilepsie erkrankten 12-Jährigen, dessen Cannabisöl von Zollbeamten konfisziert wurden, verstärkt. Dies wurde von der Öffentlichkeit, den Justizbehörden und Ärzten verurteilt und veranlasste die Regierung zu überprüfen, ob das Gesetz geändert werden sollte.
Eine erste Überprüfung durch die britische Chefärztin, Dame Sally Davies, kam zum Schluss, dass es Beweise für einen therapeutischen Nutzen von medizinischem Cannabis gibt. Der Beirat für den Missbrauch von Drogen, der den zweiten Teil der Überprüfung durchführte, sagte vergangene Woche, dass Ärzte in der Lage sein sollten, medizinische Cannabisprodukte zu verschreiben, sofern die Produkte den Sicherheitsstandards entsprechen. Er empfiehlt, dass Cannabis-Arzneimittel in Anhang 2 der Verordnung über den Missbrauch von Drogen 2001 aufgenommen werden sollten. Dies bedeutet, dass es einem Patienten von einem Arzt oder Zahnarzt verabreicht werden kann. Laut "The Independant" war Cannabis zuvor als Medikament nach dem Schema 1 eingestuft worden, was bedeutet, dass es keinen therapeutischen Wert hatte, sondern für Forschungszwecke mit einer so genannten Home-Office-Lizenz verwendet werden kann.
Javid hat klar betont, dass die Regierungsentscheidung "in keiner Weise ein erster Schritt zur Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch" sei. Das bedeutet, dass der Besitz der Droge der Klasse B weiterhin eine unbegrenzte Geldstrafe und bis zu fünf Jahren Haft mit bis zu 14 Jahren Gefängnisstrafe für die Dealer beinhaltet. Die Forderungen nach einer vollständigen Legalisierung steigen jedoch selbst in den unwahrscheinlichsten Parteien und geselschaftlichen Ecken. In einem Artikel für "The Daily Telegraph" im vergangenen Monat, forderte der frühere konservative Führer William Hague die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch. Er sagte, der Krieg gegen die Droge sei "unumkehrbar verloren" und eine Änderung der Politik sei notwendig. Die Lizenzierung von Cannabis für medizinische Zwecke wäre ein "Schritt vorwärts", sagte er, aber die Konservativen sollten genauso "kühn" sein wie Kanada, das kürzlich dafür gestimmt hat, Cannabis für den Freizeitgebrauch zu legalisieren. Die Liberaldemokraten und die Grünen haben sich lange für die vollständige Legalisierung von Cannabis ausgesprochen.
Quelle: the Week
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